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Wir erschaffen unsere Zukunft durch unseren Glauben, der unsere Handlungen beherrscht. Ein ausreichend starkes Glaubenssystem, eine ausreichend mächtige Überzeugung kann alles geschehen lassen. Auf diese Weise erschaffen wir unsere Konsensrealität, einschließlich unserer Götter.
Ehrwürdige Mutter Ramallo,
Sayyadina der Fremen
Der Übungssaal der Schwertmeister auf der neuen Ginaz-Insel war so opulent, dass er ohne weiteres in ein Fürstenhaus des Landsraads oder sogar in den Palast des Imperators auf Kaitain gepasst hätte.
Als Duncan Idaho auf den spiegelblanken Hartholzboden trat, der aus hellen und dunklen Streifen bestand und von Hand poliert war, blickte er sich voller Erstaunen um. Ein Dutzend Ebenbilder erwiderten seinen Blick aus Spiegeln mit schräg geschliffenen Kanten, die vom Fußboden bis zur Decke reichten und in kunstvoll geschmiedete Goldrahmen eingefasst waren. Es war inzwischen sieben Jahre her, seit er sich zum letzten Mal in einer so prächtigen Umgebung aufgehalten hatte – in Burg Caladan, wo er unter Thufir Hawat im großen Saal der Atreides trainiert hatte.
Windgebeugte Zypressen umgaben drei Seiten der beeindruckenden Ausbildungsstätte; die vierte Seite führte auf einen felsigen Strand hinaus. Das protzige Gebäude bildete einen krassen Gegensatz zu den primitiven Baracken der Schüler. Der Zierrat dieses Übungssaals, der unter der Leitung von Schwertmeister Whitmore Bludd stand, einem kahlköpfigen Mann mit rotem Muttermal auf der Stirn, hätte den zottelhaarigen Mord Cour nur zum Lachen gebracht.
Der stutzerhafte Bludd war ein bewährter Duellant und hielt sich für einen Edelmann, der sich gerne mit schönen Dingen umgab, sogar auf dieser abgelegenen Insel von Ginaz. Da er mit einem unerschöpflichen Familienvermögen ausgestattet war, hatte Bludd seine eigenen Mittel eingesetzt, um diese Schwertkampfschule zum ›zivilisiertesten‹ Ort des gesamten Archipels zu machen.
Der Schwertmeister war ein direkter Nachfahre von Porce Bludd, der sich in Butlers Djihad als tapferer Kämpfer bewiesen hatte. Vor den kriegerischen Heldentaten, die ihm Ruhm eingebracht und schließlich das Leben gekostet hatten, hatte Porce Bludd Kriegswaisen zu sicheren Planeten transportiert und die gewaltigen Kosten dieser Unternehmungen aus seinem noch gewaltigeren Erbe bestritten. Whitmore Bludd sorgte nun auf Ginaz dafür, dass dieses Vermächtnis seiner Familie niemals in Vergessenheit geriet.
Als Duncan mit den anderen Schülern in der großen Halle stand, die nach Zitronen und Karnaubaöl roch, im funkelnden Licht, das sich in Kronleuchtern und Spiegeln brach, kam ihm diese Pracht völlig fremd vor. Gemälde von mürrisch dreinblickenden Aristokraten hingen an den Wänden, und ein gewaltiger Kamin, der einem königlichen Jagdschloss angemessen gewesen wäre, reichte bis zur Decke hinauf. In einem überladenen Regal türmten sich Schwerter und Fechtzubehör. Für die prunkvolle Ausstattung wäre eigentlich eine Armee von Dienern nötig gewesen, doch außer den Schülern, den Assistenzlehrern und Whitmore Bludd selbst schien sich hier niemand aufzuhalten.
Nachdem er den Schülern Gelegenheit gegeben hatte, erstaunt und eingeschüchtert zu gaffen, marschierte Schwertmeister Bludd vor ihnen auf und ab. Er trug gebauschte lavendelfarbene Pantalons, die an den Knien geschnürt waren, und graue Strümpfe, die in niedrigen schwarzen Stiefeln steckten. Sein Gürtel war breit und wies eine quadratische Schnalle auf, die so groß wie seine Hand war. Seine Bluse war mit einem hohen, engen Kragen und langen, weiten Ärmeln mit schmalen Manschetten und Seidenbordüren ausgestattet.
»Ich werde Sie in der Fechtkunst unterrichten, Messieurs«, sagte er. »Ohne grobschlächtigen Unsinn mit Körperschilden und Kindjal-Dolchen und Energiezellen. Diesem Brimborium erteilte ich eine entschiedene Absage!« Er zog eine dünne Klinge mit dreieckigem Querschnitt und glockenförmigem Handschutz, die er durch die Luft sausen ließ. »Fechten ist eine Technik – nein, eine Kunst! Die Kunst des Umgangs mit einer stumpfen Waffe. Es ist ein Tanz der physischen und mentalen Reflexe.«
Er schob den biegsamen Degen in eine Scheide an seinem Gürtel, dann wies er die Schüler an, die ausgefallenen Fechtkostüme anzulegen. Es waren archaische Musketier-Maskeraden mit Zierknöpfen, Spitzenmanschetten, und hinderlichen Rüschen. »Um die Schönheit der Fechtkunst besser zur Geltung zu bringen«, wie Bludd sagte.
Inzwischen hatte Duncan gelernt, jede Anweisung unverzüglich auszuführen. Er zog sich kniehohe Kalbslederstiefel mit ritterlichen Sporen an und wählte dazu einen blau-violetten Kurzmantel mit Spitzenkragen und voluminösen weißen Ärmeln. Schließlich setzte er einen verwegenen breitkrempigen Filzhut mit der rosa gescheckten Feder eines Parella-Pfaus auf.
Hiih Resser und er sahen sich quer durch den Raum an und schnitten amüsiert Grimassen über den Anblick des anderen. Ihre Garderobe hätte besser zu einem Maskenball als zu einem Kampftraining gepasst.
»Sie werden lernen, mit Finesse und Grazie zu kämpfen, Messieurs.« Whitmore Bludd stolzierte vor den Schülern und schien begeistert von all der bunten Pracht, die ihn umgab. »Sie werden die künstlerischen Aspekte eines gelungenen Duells erkennen. Sie werden jede Bewegung zu einem Ausdruckstanz werden lassen.« Der stutzerhafte, aber kräftig gebaute Schwertmeister schnippte eine Staubflocke von seinem Rüschenhemd. »Nachdem nur noch ein Ausbildungsjahr vor Ihnen liegt, sollte man erwarten, dass Sie in der Lage sind, über tierhaft brutale Attacken und primitives Hauen und Stechen hinauszuwachsen! Hier geben wir uns nicht der Barbarei hin!«
Die Vormittagssonne drang durch ein hohes, schmales Fenster ein und spiegelte sich glitzernd auf Duncans Knöpfen. In seinem Aufzug kam er sich ziemlich albern vor, aber dann nahm er seinen üblichen Platz in der Formation ein.
Als sich alle Schüler aufgestellt hatten, inspizierte Schwertmeister Bludd ihre Uniformen unter zahlreichen Seufzern und sonstigen missbilligenden Lauten. Er glättete Falten und tadelte die jungen Männer mit verblüffender Ernsthaftigkeit, weil sie die Manschetten nicht korrekt verschlossen hatten oder wegen anderer kleiner Vergehen.
»Die Fechtkunst terranischer Musketiere ist die fünfzehnte Kampfdisziplin, in der Sie ausgebildet werden. Doch wenn Sie die Bewegungen kennen, heißt das noch lange nicht, dass Sie auch den Stil beherrschen. Heute werden Sie miteinander Wettstreiten, und zwar mit aller Anmut und Ritterlichkeit, die die Fechtkunst verlangt. Ihre Degen sind nicht stumpf, und Sie werden auch keine schützenden Masken tragen.«
Er deutete auf die Regale mit den Waffen, die sich zwischen den Spiegelreihen befanden, worauf die Schüler vortraten, um sich zu bewaffnen. Sämtliche Klingen waren identisch – neunzig Zentimeter lang, biegsam und scharf. Die Schüler probierten sie spielerisch aus. Duncan wünschte sich, er könnte das Schwert des alten Herzogs führen, aber diese hervorragend gearbeitete Waffe war für eine andere Art von Kampf gedacht. Auf keinen Fall zum Fechten.
Bludd schniefte, dann ließ er seinen dünnen Degen durch die Luft pfeifen, um wieder die Aufmerksamkeit der Schüler auf sich zu ziehen. »Beim Kampf müssen Sie all Ihre Fähigkeiten einsetzen – aber ich bestehe darauf, dass Sie keinem Ihrer Gegner auch nur die geringste Verletzung zufügen! Nicht einmal einen Kratzer. Dem erteilte ich eine entschiedene Absage! Auch die Beschädigung der Kleidung ist zu vermeiden. Lernen Sie den perfekten Angriff und die perfekte Verteidigung. Ausfall, parieren, Riposte. Üben Sie die totale Selbstbeherrschung. Sie tragen die Verantwortung für jeden Ihrer Mitschüler.« Sein eisblauer Blick strich über die jungen Männer, und das Muttermal auf seiner Stirn wurde dunkler. »Jeder, der versagt, der eine Verletzung verursacht oder sich verletzen lässt, wird von der nächsten Runde des Wettkampfs disqualifiziert.«
Duncan atmete tief durch, um sich zu beruhigen und sich auf die Herausforderung zu konzentrieren.
»Hier geht es um eine Prüfung Ihrer Kunstfertigkeit, Messieurs«, sagte Bludd und schritt mit seinen schwarzen Stiefeln auf dem polierten Hartholz-Fußboden auf und ab. »Um den exquisiten Tanz des persönlichen Kampfes. Das Ziel besteht darin, Ihren Gegner zu touchieren, ohne ihn zu verletzen.«
Der tadellos saubere Schwertmeister nahm seinen Federhut und setzte ihn sich fest auf den Kopf. Er deutete auf die rechteckigen Kampfplätze, die durch hübsche Einlegearbeiten im Parkettboden markiert waren. »Machen Sie sich bereit für den Kampf!«
* * *
Duncan brauchte nicht lange, um drei vergleichsweise einfache Gegner zu besiegen, doch sein vierter Kontrahent, Iss Opru, ein hervorragender Stilist von Al-Dhanab, machte es ihm nicht leicht. Allerdings war das offensive Geschick des dunkelhäutigen Opru im Gegensatz zu seinen defensiven Fähigkeiten nicht so gut entwickelt, sodass Duncan ihn schließlich um einen einzigen Punkt übertraf.
Auf einer benachbarten Kampffläche war ein Schüler in die Knie gegangen. Er blutete aus einer Wunde in der Brust. Die Assistenten eilten herbei, luden ihn auf eine Trage und brachten ihn weg. Sein Gegner, ein Terrazi mit schulterlangem Haar, betrachtete mit finsterer Miene seine blutbesudelte Klinge und wartete auf seine Bestrafung. Whitmore Bludd nahm den Degen des Schülers an sich und versohlte ihm damit wütend den Hintern. »Sie beide haben Schande über sich und Ihre Ausbildung gebracht – er, weil er sich verletzen ließ, und Sie, weil Sie sich nicht zurückhalten konnten.« Ohne Protest wankte der Terrazi zur Bank der Verlierer.
Dann kamen zwei livrierte Diener – die ersten, die Duncan in diesem Gebäude sah –, um das Blut aufzuwischen und das Parkett nachzupolieren. Anschließend begann der nächste Kampf.
Duncan Idaho stand nun mit Hiih Resser und zwei weiteren keuchenden und schwitzenden Finalisten im Zentrum des Trainingssaals und wartete darauf, einen neuen Gegner zugewiesen zu bekommen. Sie verfluchten ihre unbequemen, extravaganten Kostüme, doch die verbliebenen Kämpfer hatten den Wettbewerb ohne Kratzer oder Beschädigungen an den schweren Textilien überstanden.
»Idaho und Resser hier! Eddin und Al-Kaba da drüben!«, rief Schwertmeister Bludd und deutete auf die entsprechenden Kampfplätze.
Gehorsam gingen die Schüler in Stellung. Resser musterte Duncan – aber nicht als Freund, sondern als Kontrahent. Duncan ging in die Hocke, streckte die Knie und balancierte seinen Körper auf den Fußballen. Dann beugte er sich mit leicht angewinkeltem Arm vor und richtete seinen Degen auf Resser, um ihn zum knappen Gruß zurückzuziehen. Mit zuversichtlicher Miene tat der rothaarige Grummaner es ihm nach. Nachdem sie sich schon viele Male duelliert hatten, wenn auch in vollständiger Schutzkleidung und mit anderen Waffen, wussten sie, dass sie gleich stark waren. Duncans Geschwindigkeit wurde für gewöhnlich durch Ressers Körpergröße und bessere Reichweite ausgeglichen. Doch nun mussten sie sich an Bludds Fechtregeln halten. Es durfte keine Verletzungen geben, und auch die kostbare, anachronistische Kleidung musste unversehrt bleiben.
Duncan hüpfte von einem Fuß auf den anderen, um sich zu lockern, und sagte kein Wort. Stattdessen würde sein biegsamer Degen für ihn sprechen. Schweiß lief juckend durch sein schwarzes Haar unter dem Filzhut mit der irritierenden Pfauenfeder. Er starrte seinen sommersprossigen Gegner an.
»En garde«, sagte Bludd. Seine blauen Augen blitzten, als er seine Klinge hob.
Nach diesem Signal griff Resser sofort an. Duncan parierte und wehrte die Klinge seines Kontrahenten mit glockenhellen Schlägen ab, dann trat er einen halben Schritt nach rechts und brachte eine präzise Riposte, die der hochgewachsene Grummaner geschickt abfing. Klingen schlugen gegeneinander, Stahl glitt über Stahl, als die zwei sich gegenseitig auf den Zahn fühlten.
Beide schwitzten und keuchten. Ihre Augen starrten nur noch ausdruckslos, als sie sich kreuz und quer über das rechteckige Feld auf dem Parkettboden bewegten. Bislang hatte Resser noch nichts Unerwartetes ausprobiert – wie immer. Duncan hoffte, er konnte diese Angewohnheit seines Gegners nutzen, um ihn zu übertrumpfen.
Als hätte er gespürt, in welche Richtung die Gedanken seines Freundes gingen, kämpfte der Grummaner plötzlich wie ein von Furien gehetzter Krieger. Er landete zwei Treffer hintereinander, wobei er darauf achtete, seinem Gegner keinen Schaden zuzufügen. Gleichzeitig verließ er sich darauf, dass Duncan seine Verteidigung keinen Augenblick vernachlässigte.
Duncan hatte seinen Freund noch nie mit solcher Energie kämpfen sehen, und er musste sich anstrengen, um eine Serie gefährlicher Stöße abzufangen. Er wich zurück und wartete darauf, dass der Ansturm abebbte. Schweiß lief ihm über die Wangen.
Immer noch gab Resser ein rasantes Tempo vor, als hätte man ihm ein Aufputschmittel verabreicht. Ihre Degen schlugen laut gegeneinander. Duncan durfte keinen Moment in seiner Aufmerksamkeit nachlassen, um einen Blick auf den Fortgang des anderen Kampfes zu werfen. Er hörte nur Rufe und ein letztes Aneinanderschlagen der Klingen – das Zeichen, dass dieses Gefecht beendet war.
Schwertmeister Bludds prüfende Blicke galten jetzt nur noch dem Kampf zwischen Duncan und Resser.
Die Klinge des rothaarigen jungen Mannes berührte sein Hemd und wenige Sekunden später seine Stirn. Resser machte Punkte, ohne ihn zu verletzen, ganz wie es die Regeln vorschrieben. Er hatte schon vier Punkte – mit fünf hätte er das Gefecht gewonnen. Wenn es hier um Leben und Tod ginge, wäre ich bereits tot.
Wie ein Aasvogel, der auf sein Festmahl wartete, verfolgte Bludd jede Bewegung.
Duncans Muskeln schienen unter Ressers Attacken immer langsamer zu werden, sodass er gar nicht die Gelegenheit erhielt, sein gewohntes Geschick einzusetzen. Er blickte auf den Degen in seiner rechten Hand und rief seine letzten Kraftreserven auf. Er sammelte alles, was er in den sieben Jahren auf Ginaz gelernt hatte. Ich kämpfe für das Haus Atreides. Ich kann siegen.
Resser tanzte flink mit seinem Degen um ihn herum und ließ Duncan wie einen Tölpel erscheinen. Duncans Atem und sein Herzschlag wurden langsamer. Maximiere dein Chi, dachte er und stellte sich die Energie bildlich vor, die durch klar vorgegebene Bahnen seines Körpers floss. Ich muss zu einem vollendeten Schwertmeister werden, um meinen Herzog verteidigen zu können – es geht nicht darum, vor diesen Lehrern eine hübsche Vorstellung abzuliefern.
Resser machte keine Punkte mehr, als Duncan ihm tänzelnd auswich. Sein Chi wuchs an, erhöhte den Druck und wartete nur auf den richtigen Moment, um sich zu entladen. Duncan konzentrierte sich und richtete die Energie auf ein Ziel ...
Dann wurde er zum Angreifer. Er verwirrte den schlaksigen Rotschopf mit Bewegungen, die ein Gemisch aus den verschiedensten Kampfdisziplinen darstellten. Er wurde zu einem aggressiven Wirbel und benutzte seine freie Hand als Waffe. Beide taumelten über die Begrenzung des Kampfbereichs und kehrten in das Rechteck zurück. Wieder griff Duncan an. Eine Faust traf Ressers Kopf und warf den Federhut ab, ein Fuß stieß in seinen Magen – und alles geschah, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen.
Benommen polterte Resser zu Boden. Duncans Fuß schlug ihm den Degen aus der Hand, dann warf er sich auf ihn und berührte mit der Spitze seiner Waffe die Kehle des Grummaners. Sieg!
»Bei den Göttern der Unterwelt! Was machen Sie da?« Schwertmeister Bludd stieß Duncan von Resser herunter. »Sie ungeschlachter Trampel!« Er entriss ihm die Waffe und schlug ihm zweimal ins Gesicht. »Das ist keine Straßenrauferei, Sie Dummkopf! Wir fechten hier wie Musketiere. Sind Sie ein Tier?«
Duncan rieb sich die schmerzenden Wangen. In der Hitze des Gefechts hatte er nur noch ums Überleben gekämpft und die lächerlichen Anweisungen des Ausbilders in den Wind geschlagen.
Bludd schlug Duncan noch mehrere Male, immer härter, als hätte der Schüler ihn persönlich beleidigt. Resser sagte: »Alles in Ordnung – ich bin nicht verletzt. Er hat mich besiegt. Ich konnte mich nicht mehr verteidigen.« Duncan wich gedemütigt zurück.
Doch Bludds Rage ließ nicht nach. »Sie halten sich möglicherweise für den besten Schüler dieser Klasse, Idaho – aber in meinen Augen sind Sie ein Versager.«
Duncan kam sich wie ein kleines Kind vor, das sich vor einem Erwachsenen mit einer Rute in eine Ecke flüchtet. Er wollte sich wehren, sich gegen diesen albernen Stutzer durchsetzen, aber er wagte es nicht.
Er erinnerte sich an den unbeherrschten Trin Kronos, der gegenüber Schwertmeister Rivvy Dinari genauso argumentiert hatte. Wenn Sie sich durch unsinnige Selbsteinschränkungen behindern, werden Sie von jedem Gegner überwältigt, der bereit ist, die Regeln zu brechen. Seine primäre Aufgabe bestand nicht darin, putzig kostümiert Fechtspiele aufzuführen, sondern seinen Herzog gegen jede mögliche Bedrohung zu verteidigen.
»Überlegen Sie, warum Sie ein Versager sind«, grollte Whitmore Bludd, »und dann erklären Sie es mir.«
Erklären Sie das den toten Soldaten auf der Seite der Verlierer.
Duncan dachte angestrengt nach. Er wollte nicht die schändliche Begründung des verdorbenen Kronos nachplappern, obwohl sie ihm sinnvoller als je zuvor erschien. Regeln ließen sich unterschiedlich interpretieren, je nach dem, welches Ziel man verfolgte. In manchen Situationen gab es keine eindeutige Unterscheidung in Gut und Böse, sondern einfach nur Standpunkte. Auf jeden Fall wusste er, was sein Lehrer jetzt von ihm hören wollte.
»Ich bin ein Versager, weil mein Geist unvollkommen ist.«
Seine Antwort schien Bludd zu verblüffen, doch dann stahl sich langsam ein Grinsen auf das Gesicht des kräftig gebauten Mannes. »Völlig richtig, Idaho«, sagte er. »Sie können sich jetzt zu den anderen Verlierern setzen.«